Rezension RW 39
Bürgerliche Pädagogik gegen proletarische Pädagogik
Eine marxistisch-leninistische Einordnung des Kapitels „Der Drahtseilakt der bürgerlichen Pädagogik“ zum Buch von Stefan Engel: "Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur"
In Kapitel 2.4. des aktuellen Buches der MLPD wird die Entwicklung der bürgerlichen Pädagogik sehr anschaulich und treffend analysiert. Es zeigt sich: Erziehung und Bildung sind nie neutral, sie stehen immer im Dienst einer Klasse. Entweder bereiten sie die Jugend auf revolutionäre Veränderung vor, oder sie machen sie gefügig für die bestehenden Verhältnisse.
Die bürgerliche Pädagogik war einst fortschrittlich, im Vergleich zur Prügelpädagogik der Feudalzeit. Doch heute ist sie vor allem ein Instrument zur Formung des »idealen« Arbeitskraft-Untertanen im Kapitalismus. Das bringt Lenin auf den Punkt, dass
»es den Kapitalisten nur darauf ankam, gefügige und gedrillte Arbeiter zu dressieren.«
Mit dem Ausbau der Sozialpädagogik und Sozialarbeit wurde ab den 1970er Jahren eine scheinbare »Reform« eingeleitet, die in Wirklichkeit das Ziel hatte, die Rebellion der Jugend in systemtreue Bahnen zu lenken. So entstand ein System der scheinbaren »Freiheit«, das in Wirklichkeit die Jugend in die kapitalistische Anpassung drückt.
Zu Recht kritisiert das Kapitel die sogenannten »antiautoritären« Konzepte, welche den Kindern keine Orientierung mehr geben. Sie fördern Ich-Bezogenheit, Unsicherheit und fehlende Bereitschaft zur Verantwortung. Das Kapitel entlarvt dies als das, was es ist: eine Strategie der Herrschenden, um der Jugend den Weg zu revolutionärem Denken zu verbauen.
Anton Makarenko, einer der bedeutendsten proletarischen Pädagogen, stellte klar:
»Ich fordere dich, weil ich dich achte.«
Hier zeigt sich der Unterschied zwischen kapitalistischer Bevormundung und proletarischer Erziehung: Die proletarische Pädagogik stellt Forderungen, weil sie dem jungen Menschen Vertrauen schenkt, in seine Kraft, sich zu entwickeln und Verantwortung zu übernehmen.
Auch Lew Wygotski, ein sowjetische Kinderpsychologe, betonte:
»Die Erziehung muss das Kind in die Lage versetzen, an der Welt bewusst teilzunehmen – durch Tätigkeit und Auseinandersetzung.«
Eine Erziehung ohne Anleitung, ohne gemeinsame Werte und Ziele ist keine Befreiung – sondern Verwahrlosung.
Besonders positiv ist, dass das Kapitel aufzeigt, was die Alternative ist: eine proletarische Erziehung, die die Jugend vorbereitet auf den bewussten Kampf um eine befreite Gesellschaft.
Karl Marx forderte bereits 1866:
»Vereinigt allgemeine Bildung mit körperlicher Arbeit und technischer Ausbildung.«
Antonio Gramsci betonte:
»Die Schule soll nicht nur Wissen vermitteln, sondern eine neue Menschheit formen.«
Die Jugend ist nicht das »Problem«, sondern ein entscheidender Teil der Lösung! Ihre Energie, ihre Fragen, ihre Unzufriedenheit, das sind keine »Störungen«, sondern wertvolle Ausgangspunkte für eine neue Gesellschaft.
Deshalb fordert die MLPD eine Lebensschule der proletarischen Denkweise, in Verbindung von Theorie und Praxis, von Arbeit und Wissenschaft, von persönlicher Entwicklung und kollektiver Verantwortung.
Die bürgerliche Erziehung will: angepasste Arbeitskräfte, keine Revolutionäre.
Die proletarische Pädagogik will: denkende, handelnde, solidarische Menschen. Das Kapitel macht deutlich:
»Die Lebensschule der proletarischen Denkweise unter der Jugend bedarf Pädagogik und damit weltanschaulicher Prägung, statt nur ein politisches Programm oder praktische Aktivitäten zu entwickeln.« (Kapitel 2.4, S. 86)
Was ist nun unser Fazit? Das Kapitel ist ein wichtiger Beitrag zur revolutionären Bildungsdiskussion. Es benennt die Klasseninteressen, deckt Illusionen auf und zeigt Auswege. Wer eine befreite Gesellschaft will, muss bei der Erziehung anfangen, und zwar auf der Grundlage des wissenschaftlichen Sozialismus. Denn:
»Schulen, die das Leben, den Kampf und die Klasseninteressen nicht lehren, sind Schulen der Knechtschaft.«
(Lenin)