RW 39 Vorbereitung

RW 39 Vorbereitung

Den Widerspruch zwischen Ökolandbau und konventioneller Landwirtschaft nicht zum Wesentlichen konstruieren!

Ein Brief des Leiters der Redaktion REVOLUTIONÄRER WEG zur Ausarbeitung eines Abschnitts für die kommende Ausgabe Nr. 39: »Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur« mit zwei der Autoren.

Von RW-Redaktion

Stefan Engel, Leiter der Redaktion Revolutionärer Weg

Liebe Genossen,

ich habe die Ausarbeitung über die Krise der Agrarforschung gelesen und bin damit hauptsächlich nicht einverstanden.

Ihr beginnt bereits mit einer sehr klassenneutralen Definition, was Landwirtschaft bedeutet, geht aber mit keinem einzigen Wort darauf ein, dass Landwirtschaft Bestandteil des staatsmonopolistischen Kapitalismus ist, der auch der Landwirtschaft einen entsprechenden Stempel aufdrückt und sie zu einer maximalprofitbringenden Produktion zwingt. Diese ist heute nicht mehr ohne gewaltige Zerstörung und Raubbau an der natürlichen Umwelt möglich (siehe das Buch „Katastrophenalarm!...“). Damit bekommt die ganze Ausarbeitung einen grundlegend idealistischen Zug. Ihr beschreibt einen »erbitterten Streit zwischen Anhängern der sogenannten konventionellen Landwirtschaft und dem Ökolandbau«, als wäre das der Hauptwiderspruch in der Landwirtschaft. Das ist prinzipiell nicht richtig! Der Kern ist doch, das jeder Versuch eine Landwirtschaft in Einheit mit der Natur zu entwickeln von vorneherein am staatsmonopolistischen Kapitalismus und seinen Gesetzmäßigkeiten scheitern muss, egal ob konventionell oder ökologisch. Die ganze Ausarbeitung der Agrarforschung wird deshalb auch idealistisch geprägt.

Ihr beschreibt dann einige interessante Fakten und Erkenntnisse der Agrarforschung, aber ihr beurteilt sie nicht und schält nicht das weltanschauliche Problem dieser bürgerlichen oder kleinbürgerlichen Thesen heraus. Oft ist es so, dass richtige materialistische Erkenntnisse in der bürgerlichen Forschung und Wissenschaft in Widerspruch zu ihrer idealistischen und metaphysischen Auslegung stehen. Eine Analyse über diese Widersprüchlichkeit legt ihr nicht vor. Ihr schreibt wie aus einem bürgerlichen Lehrbuch einfach, was die Agrarforscher entdeckt haben. Ihr sprecht auch einfach nur vom „Wachstum der Industrie“, aber nicht von der Notwendigkeit des Wachstums des Kapitals im staatsmonopolistischen Kapitalismus als grundlegende Bedingung. (...)

Ich habe auch nicht den Eindruck, dass ihr Lenin dazu herangezogen habt, der in Lenin Gesammelte Werke Band 1 ausführlich über die Entwicklung der Landwirtschaft in Russland schreibt und dabei eine ganze Reihe von Gesetzmäßigkeiten im Übergang zum Imperialismus heraus schält. Wir haben auch schon einiges zur Landwirtschaft geschrieben und das ist erst mal der grundlegende Ausgangspunkt. Man muss doch nachweisen, dass die Agrarforschung ein entscheidendes Hemmnis hat, sie ist der maximalprofitbringenden Produktion untergeordnet und kann sich nicht in Einheit mit der Natur entfalten.

Hinzu kommt, dass man das ganze System der bürgerlichen Landwirtschaft, wie wir es in den früheren Ausgaben des REVOLUTIONÄRER WEG dargelegt haben, auseinanderlegen muss. Da gibt es unterschiedliche Monopolgruppen, die in der Agrarwirtschaft aktiv sind und sich gegenseitig die Profite streitig machen. Das sind vor allem die Monopolbetriebe, dann die Großagrarier und die Agrarmonopole, die Maschinen- und chemischen Industriemonopole und das sind natürlich die monopolistischen Handelsketten, die die Produkte der Landwirtschaft vermarkten. Die landwirtschaftlichen Produzenten bekommen den kleinsten Profitanteil und der geht vor allem an die Großagrarier und die Agrarmonopole. Diese Gruppen zwingen die Landwirtschaft in eine Situation, die im Kapitalismus unlösbar erscheint. Das schlägt sich auch in der Naturforschung nieder. Ihr legt an die Beurteilung der Naturforschung und ihrer Ansichten und Methoden deshalb auch keinen prinzipiellen und kritischen Maßstab an.

(…)

Herzliche Grüße

S