Rezension RW 39

Rezension RW 39

Gegenwind: "Kritik der herrschenden Kultur – befreiende Ansätze und Perspektiven"

Rezension zum Buch von Stefan Engel: "Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur" aus Gegenwind 443, August 2025

Von Klaus Peters

Mit dem Band „Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur“ liegt der vierte Band in der Reihe von Schriften vor, die in den letzten Jahren unter dem Titel „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und der Lehre von der Denkweise“ erschienen ist. Herausgegeben wird sie von Stefan Engel. Mitgearbeitet haben wieder zahlreiche Akteure aus dem sozialistischen Spektrum. Für den aktuellen Band liegt die Verantwortung für die Schriftleitung und Herausgabe gleichzeitig auch bei Monika Gärtner-Engel. In den ersten drei Bänden befassten sich die Autoren damit, wie Antikommunismus, Opportunismus und bürgerliche Naturwissenschaft und die sich daraus hervorgegangenen Einstellungen und Verhaltensweisen die bürgerliche Ideologie prägen.

In dem neuen Band geht es um kulturelle Einflüsse und deren Wechselwirkungen auf die Denkweise in der bürgerlichen Gesellschaft, um deren kritische Analyse und um die Darstellung alternativer, sozialistischer Ansätze und Visionen. In den insgesamt vier Teilen werden zunächst die Religion als historisch erste weltanschauliche Grundlage und die Anthroposophie untersucht. Im zweiten Teil geht es um die Aufdeckung der Unwissenschaftlichkeit bürgerlicher Gesellschaftswissenschaften, um Defizite und Fehlinterpretationen in den Wirtschaftswissenschaften, Unzulänglichkeiten im Teilbereich Agrarwissenschaften, ideologische Betrachtungen in der Geschichtswissenschaft, Defizite und Probleme der Pädagogik, Manipulationen durch die Soziologie sowie um die Aufdeckung von ideologisch offensichtlicher oder subtiler Theorie und Praxis der Rechtswissenschaft.

Die Aufdeckung der verschiedenen Facetten der Manipulation der Gesellschaft erfolgt in der üblichen klaren Diktion. Dieses Vorgehen mag an der einen oder anderen Stelle auch zur Angreifbarkeit führen. Zahlreiche Literaturhinweise liefern ergänzende Informationen, mögliche Zweifel lassen sich dadurch aufklären.

Im dritten Teil dieses Bandes behandeln die Autoren die Entwicklung und den Einfluss von Sprache und Musik, die Kommerzialisierung und politischen Manipulation des Sports sowie schließlich den Umgang der Medien mit Kultur.

Im letzten Teil wird die Notwendigkeit der Weiterentwicklung der proletarischen Weltanschauung und der Lehre von der Denkweise aufgezeigt. In diesem Teil werden auch die Inhalte der bereits erschienenen Bände kurz vorgestellt. Die bürgerliche Ideologie hat, so ein Fazit, zu Verunsicherung und Verwirrung, bei einem Teil der Menschen auch zu Rat-und Perspektivlosigkeit geführt. Die Autoren machen wiederholt deutlich, dass die bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften keineswegs „ideologiefrei“ sind. Das vorliegende Buch soll für die Unterdrückten und Ausgebeuteten Partei ergreifen, für ihre berechtigten kulturellen, ökologischen und sozialen Interessen. Verwiesen wird immer wieder auf prägende Erkenntnisse von Karl Marx, Friedrich Engels oder Wladimir Iljitsch Lenin, aber auch auf die Wirkungen anderer Klassiker, wie denen von Johann Wolfgang von Goethe. Besonders hervorgehoben werden zudem die Leistung und das Schicksal von Julian Assange. Zur Lehre von der Denkweise soll ein zusätzlicher Band erscheinen. Um die Vielzahl der Informationen zu einzuordnen, die dahinter liegenden Interessen zu erkennen und das Handeln wirksam auszurichten, ist die Anwendung der dialektisch-materialistische Methode notwendig, so ein weiteres Fazit.

Die Buchreihe sollte möglichst im Zusammenhang gelesen und studiert werden. Als Ergänzung wäre insbesondere Literatur zur Wachstumsproblematik und zur Umweltentwicklung, aber auch zur Friedenspolitik zu empfehlen. Zur Kritik an der zunehmend politisierten Justiz gibt es einen Mangel an fundierter Literatur. Grundsätzlich zu berücksichtigen ist, dass die meisten Veröffentlichungen selten interaktive, also auch kulturelle Aspekte, angemessen berücksichtigen, zudem in der Regel kaum Ansätze einer Kritik bürgerlicher Ideologie enthalten. Als Ausnahme sei hier „ Die Unwirtlichkeit unserer Städte“ des Psychoanalytikers Alexander Mitscherlich genannt, eine „Streitschrift“, die erstmals 1965 erschien und inzwischen bereits in der 30. Auflage vorliegt.

Stefan Engel, Monika Engel-Gärtner: Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur, 202 Seiten, ISBN 978-3-88021-710-2, 2024, 19,00 Euro

Klaus Peters 07/2025